• NFTs polarisieren die Anlegerwelt
• Kollaps des NFT-Hypes 2022 setzte der Branche heftig zu
• Enthusiasten sehen wichtige Rolle von NFTs im künftigen Web3
Während NFTs 2021 zu einem Massenphänomen avancierten und sich auch viele nicht unbedingt Blockchain-versierte Anleger einem Goldrausch ähnlich auf die digitalen Token stürzten, sind es nun hauptsächlich Web3-Fans, die weiterhin mit NFTs handeln und entsprechende Messen besuchen. Im Zuge der abnehmenden Nachfrage sind die Preise für die Zertifikate des digitalen Eigentums abgestürzt. So wird für das mit einem Kaufpreis von 69,3 Millionen US-Dollar zeitweise teuerste NFT-Kunstwerk "Everydays: The First 5000 Days" vom Digitalkünstler Beeple inzwischen nur noch die läppische Summe von zwölf US-Dollar geboten, wie "t3n" schreibt.
Doch wie sehen die langfristigen Aussichten der NFTs aus? Haben sie wirklich das Potenzial, in einer vermeintlich Web3-basierten Zukunft mit einem omnipräsenten Metaverse eine entscheidende Rolle zu spielen? Oder handelt es sich bei den NFTs vielmehr um eine ausgeklügelte Marketingerscheinung, die einer unheilvollen Augenwischerei gleichkommt?
2022 - das Jahr, in dem die NFT-Blase platzte
2020 und 2021 waren die Jahre der Tech-Flyer und innovativen Krypto-Trends. Negativzinsen, eine ultraliquide Geldpolitik, den Kapitalmarkt demokratisierende Neo-Broker à la Robinhood, eine Digitalisierungswelle im Zuge der COVID-19-Pandemie - es gab viele Faktoren, die techorientierten Wachstumsbranchen in die Karten spielten. Das Resultat war ein Tech-Aktien- und Krypto-Hype: Preise von Einzelwerten wie Zoom, Peloton, Paypal, Netflix, die Kurse der Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether und nicht zuletzt auch die Bewertungen der neuartigen NFTs explodierten förmlich.
Darauf folgte 2022 aber das Jahr der bitteren Enttäuschungen: Viele Tech-Aktien konnten die extrem hohen Gewinnerwartungen der Anleger nicht erfüllen und wurden abverkauft. Der zeitgleiche Absturz der Kryptowährungen sorgte für zahlreiche Zusammenbrüche führender Krypto-Unternehmen wie dem Krypto-Lender Celsius, dem Terra-Projekt oder der Kryptobörse FTX. In diesem Kontext ist es nicht allzu verwunderlich, dass auch die NFT-Branche einen veritablen Kollaps erlebte. Das Marktvolumen auf der führenden NFT-Marktplattform OpenSea stürzte um bis zu 90 Prozent ab, die Preise der ehemals gehypten digitalen Kunstwerke von beispielsweise Bored Ape Yacht Club oder Cryptopunks fielen ins Bodenlose. Die Folge: Die einstmals sehr gut besuchten Messen und Branchentreffen verschwanden weitgehend aus der Öffentlichkeitswahrnehmung, meist trifft man dort nur noch Insider an.
NFTs: Gehypte Marketinginstrumente zur Selbstbereicherung?
Die Krypto-Branche ist es gewohnt, zu polarisieren. Während einige Investorenlegenden wie Berkshire Hathaway-Vize Charlie Munger den digitalen Coins nicht nur skeptisch, sondern gar feindlich gegenüberstehen - Munger bezeichnete den Bitcoin gar als "Rattengift" -, halten andere Experten die Internetwährungen für eine hervorragende Innovation. Auch beim Thema NFT gehen die Meinungen auseinander. Immer wieder wird der Branche rund um die virtuellen Token vorgeworfen, sich selbst bereichern zu wollen. Durch die Ausgabe von überteuerten, wenig nützlichen digitalen Bildchen würden ahnungslose Anleger ausgebeutet - bekannte Beispiele solcher Scams waren die Schneeballsysteme von Onecoin, Squid Coins oder Crypto Eats. Stets profitierten die "Gründer" von den jeweiligen Schneeballsystemen und machten sich mit Millionensummen aus dem Staub, was die negative Publicity rund um die NFTs nochmals befeuerte.
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Der Nutzen von NFTs blieb für die meisten Käufer dagegen gering, die meisten Investoren verkauften ihre NFTs während des Niedergangs so schnell es ging - das Resultat war, dass der NFT-Markt ähnlich einem Kartenhaus in sich zusammenfiel. Die digitalen Kunstwerke waren Anfang 2021 zusammengenommen ganze 16,5 Milliarden US-Dollar wert - von dieser enormen Summe sind "t3n" zufolge nur ein paar Hundert Millionen US-Dollar übrig geblieben. Für viele Betrachter wirkt es deshalb so, als würden die NFTs ebenso schnell wieder gehen, wie sie gekommen sind.
Diese Punkte machen Hoffnung
Trotz des schmerzhaften Absturzes sind viele Fachleute der Meinung, dass in puncto NFTs keineswegs Hopfen und Malz verloren sind. NFT-Fans und Unternehmen setzen weiter auf Web3, das dezentralisierte Internet der Zukunft, in dem die Macht nicht von grossen Tech-Konzernen wie Alphabet, Amazon oder Meta Platforms ausgeht, sondern von demokratischen Strukturen. So sollen künftig sogenannte Decentralized Autonomous Organisations (DAOs), die auf der Blockchain basieren, im Sinne des Ethereum-Mitgründers und Krypto-Promis Vitalik Buterin basisdemokratische Teilhabe ermöglichen. Hierbei käme den NFTs eine juristische Schlüsselrolle zu, da sie Eigentumsrechte garantieren können.
Kurzum: Die Blockchain-Entwickler und -fans wollen sich von dem Image der NFTs als reine Spekulationsobjekte abgrenzen und stattdessen die technologische Nützlichkeit der Eigentumsrechte garantierenden Token betonen. Aufgrund dessen betrachtet die eingeschweisste NFT-Community, die sich zunehmend auf Plattformen wie LinkedIn vernetzt, den Preisabsturz äusserst gelassen - die technologischen Möglichkeiten seien ja unabhängig von finanziellen Bewertungen grenzenlos. Die NFT-Gemeinschaft sieht vor allem sogenannten Soulbounds mit grosser Zuversicht entgegen. Diese NFTs sind an eine bestimmte Wallet geknüpft, sodass sie nicht gehandelt werden können. Die Souldbound-NFTs sollen folglich als eine Art digitale Visitenkarte verwendet werden können.
Die Nachfrage nach NFTs dürfte dieser Argumentation zufolge langfristig wieder ansteigen, wodurch auch die Bewertungen der NFTs wieder anziehen würden. Ob es jedoch tatsächlich zu einem baldigen Revival des NFT-Hypes kommen wird, wird von vielen offenen Variablen - wie allen voran dem Erfolg der Web3-Vision - abhängen.
Redaktion finanzen.ch
Bildquelle: Lucas Agr / Shutterstock.com,archy13 / Shutterstock.com,Black Salmon / Shutterstock.com
Author: Richard Fields
Last Updated: 1702678203
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